Kippa: Warum tragen Juden diese Kopfbedeckung?

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Identitätsstiftender Schmuck, religiöses Symbol: Die Kippa ist das Emblem eines ganzen Volkes. Aber wofür steht sie wirklich?

Die Frage nach dem Anteil rechtsextremer Bürger:innen in der deutschen Bevölkerung, beschäftigt auch 2023 die Medien. Schon im Mai 2019 veröffentlicht die Bildzeitung vor dem Hintergrund steigender antisemitischer Übergriffe eine Kippa zum Ausschneiden auf der Titelseite. Diese Anekdote verdeutlicht, dass die Kippa nicht nur ein religiöses, sondern auch ein identitätsstiftendes Symbol ist.

Was steht in den religiösen Texten zur Kippa?

Das Tragen der Kippa ist in den religiösen Texten nicht vorgeschrieben. Wenn Juden die Kippa tragen, dann eher aus Tradition, und um ihre Zugehörigkeit zum jüdischen Volk auszudrücken.

Dennoch sind nicht alle Gruppen, die aus dem Judentum hervorgegangen sind, in dieser Frage auf der gleichen Wellenlänge. Laut einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2016 heißt es, dass 64 % der jüdischen Männer in Israel die Kippa nicht in der Öffentlichkeit tragen.

Das Tragen der Kippa: Eine alte Gewohnheit

In der Antike war die Beschneidung die einzige Praxis, mit der Juden identifiziert werden konnten. Im Mittelalter wurde das Tragen der Kippa unter dem Einfluss des Rabbiners Joseph Karo zu einer verbreiteten Praxis. Die Kippa symbolisiert die Unterwerfung unter Gott und den göttlichen Schutz. Anfangs wurde sie zum Beten und zum Studium der religiösen Texte getragen. Mit der Zeit wurde das Bedecken des Kopfes immer mehr zu einer allgemeinen Praxis, die sich im 20. Jahrhundert aber abschwächte.

Heute setzen viele Juden die Kippa nur noch auf, wenn sie in die Synagoge gehen. Wie so oft variiert ihre Bedeutung je nach der konkreten Gruppe: Manche, wie die Ultraorthodoxen, tragen sie häufiger als andere. Das Tragen der Kippa ist übrigens Männern vorbehalten. Frauen bedecken ihren Kopf eher mit einer Perücke oder einem Kopftuch. In der Praxis halten die meisten Jüdinnen ihren Kopf aber unbedeckt, wie es wohl auch bei der deutschen Schauspielerin jüdischen Glaubens Susan Sideropoulos der Fall zu sein scheint.

Das Tragen der Kippa im öffentlichen Raum

Das Tragen der Kippa im öffentlichen Raum kann Gegenstand von intensiven Debatten sein, da es sich um ein Zeichen handelt, das ebenso wie der Schleier als ostentativ (betont auffällig) angesehen werden kann. Im Nachbarland Frankreich ist das Tragen der Kippa in öffentlichen Schulen, Mittelschulen und Gymnasien gemäß dem Gesetz vom 15. März 2004 übrigens verboten. Einige Juden sind der Ansicht, dass es ausreicht, den Kopf mit einer beliebigen Kopfbedeckung zu bedecken, wenn es nicht möglich ist, die Kippa zu zeigen. Dennoch gehen auch hier die Meinungen stark auseinander.

Man muss auch wissen, dass es verschiedene Kippa-Stile gibt, und dass je nach der religiösen Gruppe, der man angehört, gerne ein bestimmter Stil bevorzugt wird. Die Umfrage des Pew Research Center zeigt, dass 58 % der Israelis, die normalerweise eine schwarze Samt-Kippa tragen, sich als ultraorthodox bezeichnen, während 59 % derjenigen, die eine schwarze Häkel-Kippa tragen, sich als Traditionalisten bezeichnen.

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