Joachim Gauck: “Wir brauchen keine Zuwanderung in unsere Sozialsysteme”

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Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck schlägt ungewohnte Töne zur Asylpolitik Deutschlands an. Hier erfährst du, was er fordert.

Die AfD, die die deutsche Asylpolitik immer wieder scharf kritisiert, erreicht in Umfragen immer höhere Werte und stellt seit kurzem sogar einen Landrat. Nun äußert sich auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck zu dem Thema und legt dabei Ansichten offen, die viele Menschen überraschen dürften.

Joachim Gauck fordert Zuwanderung unter einer Bedingung

Nicht nur Chinas Wirtschaft hat ein Problem damit, dass zu wenig Babys geboren werden. Auch die Deutschen bekommen zu wenig Kinder und das Volk altert immer mehr. Nach Ansicht vieler Politiker:innen braucht das Land daher viel Zuwanderung durch Menschen aus dem Ausland.

Joachim Gauck spricht sich ebenfalls für Zuwanderung aus. Im Gegensatz zu anderen Politiker:innen, die keine oder kaum Anforderungen an die Einwandernden stellen, hat der ehemalige Bundespräsident aber eine Bedingung, die er für wichtig hält. In der Sendung berlin direkt im ZDF sagt er:

Wir brauchen Zuwanderung, aber wir brauchen keine Zuwanderung in unsere Sozialsysteme, ohne dass die Fachkräfte, die wir brauchen, vorhanden sind.

Der ehemalige Bundespräsident fordert die Politik zur Wende auf

Die bisherige Asylpolitik der deutschen Bundesregierung gefällt dem ehemaligen Bundespräsidenten nicht. Er sieht Deutschland “aktuell in einer Phase überforderter Verunsicherung” und fordert eine “eine Begrenzungsstrategie” gegen ungezügelte Einwanderung.

Im Gegensatz zu AfD-Politiker Alexander Jungbluth, der sogar das Verbot ausländischer Speisen fordert, möchte Joachim Gauck die Zuwanderung von Ausländern jedoch nicht komplett verhindern. Stattdessen will er, dass die Politik Maßnahmen ergreift, “um den Kontrollverlust, der offensichtlich eingetreten ist, zu beheben.”. Er sagt bei berlin direkt:

Wir brauchen eine neue Entschlossenheit, die in der Bevölkerung den Eindruck vermittelt, die Regierenden sind handlungswillig und handlungsfähig. Und dazu bedarf es offenkundig auch der Debatte neuer Wege.

Joachim Gauck befürchtet einen Rechtsruck

Doch warum schlägt der ehemalige Bundespräsident jetzt solch ungewohnte Töne an, während viele andere Politiker:innen kein Problem in ungesteuerter und unbegrenzter Zuwanderung sehen? Tatsächlich befürchtet der 83-Jährige einen Rechtsruck in Deutschland.

Nach seiner Ansicht sei es wichtig, dass man das Thema auch “in der Mitte der Gesellschaft” bespreche und nicht nur “am rechten Rand”. Er mahnt in der ZDF-Sendung:

Wenn die Bevölkerung den Eindruck hat, die Regierenden verstehen nicht, dass wir das Bedürfnis haben nach Überschaubarkeit und Sicherheit, dann wird es zu einem weiteren Rechtsruck kommen.

Ist Deutschland an den Grenzen der Leistungsfähigkeit angekommen?

Aber wie sieht die Situation in Deutschland aktuell eigentlich aus? Joachim Gauck sagt bei berlin direkt außerdem:

Wir sind an einer Grenze unserer Leistungsfähigkeit angekommen und jetzt besteht die Gefahr, dass die wunderbare Solidarität der Bevölkerung, die es bisher gab, (…) schwindet.

Tatsächlich sind die Integrationsstrukturen in Deutschland laut der Deutschen Welle völlig überlastet. Ein Drittel aller Asylanträge, die in der EU gestellt werden, entfallen auf Deutschland. Allein bis Juli gehen 175.000 Erstanträge auf Asyl in diesem Jahr hierzulande ein. Neben den Asylbewerbern aus anderen Ländern leben aktuell über 1,1 Millionen ukrainische Kriegsflüchtlinge in der Bundesrepublik.

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