Matthias Sammer: Deutscher Fußball ist in der größten Krise der Geschichte

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Der Fußball-Experte Matthias Sammer ist für seine knallhart auf den Punkt gebrachten Kritiken bekannt. Jetzt rechnet er öffentlich mit dem DFB ab.

Auch wenn der ehemalige Nationalspieler nicht mehr im operativen Fußballgeschäft ist: seine Meinung als externer Berater ist gefürchtet und anerkannt. Im Podcast der Bildzeitung „Phrasenmäher“ ist Sammer zuletzt zu Gast. Mit seiner gewohnt scharfen Art erklärt er schonungslos, dass der deutsche Fußball in der größten Krise stecken würde, welche wir je gesehen haben. Er hegt einen ganz besonderen Wunsch.

Sammer wünscht, dass der deutsche Fußball wieder weltweit respektabel wird

Am aktuellen deutschen Fußball lässt der Europameister kein gutes Haar. Genauso wenig wie Ex-Fußballer Stefan Effenberg an Nationaltorwart Manuel Neuer. Weder was den Fußball der Nationalmannschaft betrifft, noch dem in den Ligen. Dann beschreibt er die drei völlig ruinierten Turniere auf internationaler Ebene. Das Vorrunden-Aus bei der WM 2018 und 2022, sowie das Aus im Achtelfinale bei der EM 2021.

Sein knallhartes Resümee lautet:

Der deutsche Fußball ist in meinen Augen in der größten Krise der Geschichte, die ich nachvollziehen und an die ich denken kann.

Der Experte wirft den Verantwortlichen einiges vor

Wenn es zu solchen katastrophalen Niederlagen und Turnier-Fehlleistungen kommt, dann müsse gehandelt werden. Das würden die Verantwortlichen aber auf keiner Ebene tun. Es gäbe keine gravierenden Konsequenzen, nur lauwarme Experimente.

Er kündigt dann an, dass er sich wieder zu dieser Angelegenheit melden werde. Wann genau, lässt Sammer aber offen. Dann gibt er noch einen Seitenhieb mit:

Wir sind maximal Weltmeister oder Europameister im Ausreden-Suchen, in Erklärungen, warum es nicht funktioniert. Das ist es, was mich im Moment stört.

Die Welt da draußen soll uns als Fußballnation endlich wieder anerkennen

Matthias Sammer ist kein Fantast, welcher Wunder erwartet. Das räumt er auch gleich ein. Niemand würde erwarten, dass aus dem Stand heraus alles wieder zu gewinnen sei. Aber es sollte mindestens das angestrebte Ziel sein. Dann erklärt er, um was es ihm außerdem gehe:

Das Ziel sollte doch sein, dass die Welt da draußen uns endlich wieder anerkennt und respektiert, so wie es mal der Fall war.

Hier spürt man klar Wehmut für die vergangenen glorreichen Zeiten. Auch beim frühen WM-Aus für das DFB-Frauenteam, welches knallhart mit Spaniens Fußball-Präsident Luis Rubiales abrechnet, schwingt Unverständnis mit.

Ob seine harten Worte so bei der DFB-Spitze angekommen sind?

Gerade jetzt, nach dem verfrühten Aus der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der WM, sieht Matthias Sammer ein Mentalitätsproblem beim deutschen Fußball. Auch die U21-Nationalmannschaft habe sich bis jetzt nicht mit Ruhm bekleckert.

Konkret greift Sammer niemanden an. Hingegen kritisiert Bastian Schweinsteiger Nationaltrainer Hansi Flick schwer. Aber Sammer scheint es mehr um den allgemeinen Zustand des deutschen Fußballs auf allen Ebenen zu gehen.

Sammer arbeitete 2006 und 2012 für den DFB

Nach seiner aktiven Spielerzeit arbeitete der heute 55-Jährige in den Jahren 2006 und 2012 für den DFB als Sportmanager und Nachwuchskoordinator. 2021 ist er Berater bei der Champions-League auf Amazon. Doch auch Sammer steht häufig in der Kritik.

2018 muss Matthias Sammer vor Gericht. Der Vorwurf? Arglistige Täuschung bei der Vermittlung eines Fußball-Profis. Sein Sohn hatte mit einem Kompagnon eine Vermittlungsfirma gegründet. Zu einer Einigung kam es bislang in dieser Angelegenheit noch nicht.

© Photo by Harry Langer@Getty_Images

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