Wolfgang Schäuble: Der Tag, an dem ein Verwirrter sein Leben für immer veränderte

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Es war die Schock-Nachricht am 12. Oktober 1990: Innenminister Wolfgang Schäuble wird von einem psychisch Verwirrten angeschossen und schwer verletzt.

Wolfgang Schäuble (1942 - 2023) ist damals auf einer Wahlveranstaltung für seine Partei, die CDU. Ausgerechnet in seinem Heimatgebiet Oppenau wird der gebürtige Freiburger niedergeschossen. Wie es dazu kam, dass ein psychisch Kranker ihm so nahe kommen konnte, und dies noch dazu mit einer funktionierenden Schusswaffe, ist rätselhaft.

Die Wahlveranstaltung in Oppenau

Der CDU-Politiker ist bekannt als starkes Zugpferd im Wahlkampf, und ist der Mann der Stunde im badischen Oppenau. Einem geistig verwirrten Mann gelingt es, so nahe an den Innenminister zu kommen, dass er ihn aus unmittelbarer Nähe mit drei Schüssen niederstrecken kann.

Der damals 48-Jährige Politiker war nach der Wahlkampfveranstaltung noch in der Gaststätte „Brauerei Bruder“ geblieben. Gegen 22 Uhr wollte er, umringt von Menschen, das Lokal verlassen. In der Menge war auch ein 37-jähriger bewaffneter Mann.

Das Attentat auf Wolfgang Schäuble am 12. Oktober 1990

Dieser 37-jährige geistig verwirrte Mann saß zuvor unauffällig im Publikum. Im Gegensatz zum Mord an John F. Kennedy gilt die Einzeltäter-Theorie bei Schäuble als bestätigt. Als der CDU-Politiker in der Gaststätte aufbricht, reiht sich auch der Attentäter in die Gruppe ein. Am Ausgang zieht er dann plötzlich einen Revolver und schießt aus nächster Nähe auf den damaligen Innenminister.

Zwei Schüsse treffen Schäuble in den Rücken und in den Hals. Die dritte Kugel verletzt Schäubles 28-jährigen Bodyguard schwer am Bauch. Bevor Schäuble ohnmächtig wird, sagt er noch, dass er seine Beine nicht mehr spüren kann.

In der Uni-Klinik Freiburg kämpfen die Ärzte um sein Leben

Auch auf den AfD-Chef Tino Chrupalla soll 2023 ein Attentat verübt worden sein, allerdings ohne bleibende Folgen. Der promovierte Jurist Wolfgang Schäuble wird ohne Bewusstsein in die Uni-Klinik Freiburg geflogen. Die Ärzte kämpfen um das Leben des Innenministers. Die Lebensrettung gelingt, aber mit drastischen Folgen, die sein Leben für immer verändern werden.

Schon einen Tag nach dem Attentat kommt hoher Besuch. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl besucht Schäuble und ist von den Ereignissen sichtlich erschüttert. Der Presse sagt Kohl damals, dass „man hier das Beten lernt“. Er soll auch am Bett seines wichtigsten Gefolgsmannes geweint haben.

Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble beim CDU-Parteitag in Bremen, 1998 Photo by Martin Athenstädt@Getty_Images

Die Gesundheitsfolgen sind verheerend für den Innenminister Schäuble

Der zuvor so agile Wolfgang Schäuble ist vom dritten Brustwirbel an abwärts gelähmt. Eine klassische Querschnittlähmung. In einem Interview mit dem Sender ARD sagt er später:

„Schon als ich langsam aus dem Koma aufwachte, habe ich gewusst – weiß der Himmel woher – dass ich jetzt im Rollstuhl sein werde, dass ich gelähmt bin.“

Schäuble ist nicht nur in der Politik ein unermüdlicher Kämpfer, er kämpft sich auch eisern durch die Reha. Seine Ehefrau Ingeborg Schäuble trifft das Attentat auf ihren Mann ebenfalls schwer. Sie nennt es eine „furchtbare Katastrophe, welche über sie hereingebrochen" ist.

Schäubles Therapie: „Möglichst schnell wieder arbeiten“

Zwei Menschen stehen in dieser schweren Zeit an der Seite von Wolfgang Schäuble: Seine Gattin Ingeborg und der Bundeskanzler Helmut Kohl. Seine Frau hätte gerne alle Heilungstherapien ausprobiert, wie sie im Interview mit dem Sonntagsblatt 2007 erklärt. Aber ihr Mann, Wolfgang Schäuble, wusste, welche Therapie ihm am besten hilft: die Arbeit. Der Vollblutpolitiker bekam die Unterstützung Kanzler Kohls, welcher sagte: „Sie können auch im Rollstuhl weiter Innenminister unseres Landes sein.“

Während Schäuble dies als „großes Glück“ empfand, sah seine Frau das völlig anders. Für sie war es „Wahnsinn, nach acht Wochen wieder anzufangen zu arbeiten.“ Am 26. Dezember 2023 verstarb Wolfgang Schäuble als eine Schlüsselfigur der deutschen Politik.

© Photo by Norbert Försterling@Getty_Images

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