Lindner und Lehfeldt keine Kirchenmitglieder: Wie konnten sie trotzdem kirchlich getraut werden?

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Eine Traumhochzeit sorgt für große Empörung: Christian Lindner und Franca Lehfeldt haben sich auf Sylt kirchlich trauen lassen - dabei sollen beide schon aus der Kirche ausgetreten sein. Wie ist das möglich?

Es ist die Traumhochzeit schlechthin: Auf Sylt geben sich Christian Lindner und Franca Lehfeldt in wunderschöner Kulisse das Ja-Wort. Mit dabei sind bekannte Gäste aus der Politik und der Entertainment-Branche. Bevor es zur großen Feier geht, kommt erst der formelle Teil. Hierfür lassen sich Lindner und Lehfeldt, die bereits seit einigen Jahren zusammen sind, in der Nordkirche auf der Insel trauen. Nicht zuletzt diese Entscheidung sorgt dafür, dass die Hochzeit verpönt wird und bei vielen Empörung auslöst. Doch warum eigentlich?

Kirchliche Trauung für Nicht-Mitglieder?

Braut und Bräutigam sollen schon vor längerem aus der Kirche ausgetreten sein. Allerdings verlangt es die Evangelische Kirche eigentlich, dass wenigstens einer der beiden Mitglied sein muss. Im Falle des Bundesfinanzministers und der Politik-Journalistin ist das aber nicht gegeben. Dass es ihnen trotzdem erlaubt wird, kirchlich zu heiraten, ist in den Augen von Margot Käßmann eine Unverschämtheit. Im Interview mit der Bild-Zeitung macht die Theologin ihrem Unmut Luft. Sie stört sich an den Bildern, die von der Nordseeinsel aus in die Bundesrepublik gesendet worden sind. Allerdings hat sie auch eine Vermutung, warum es Lindner und Lehfeldt trotz des Gegenwindes gestattet ist, ihre Trauung in einer Kirche feiern zu dürfen:

Sylt, viel Prominenz, Champagner - und eine Kirche. Wofür die Kirche inhaltlich steht, ist dabei offenbar egal. Das ist empörend, denn es hat ein Promi-Bonus-Geschmäckle.

Sonderreglung gestattet Lindner-Hochzeit

Doch eine Entscheidung der Kirche aus 2020 kommt dem frisch vermählten Paar zugute. Damals beschließt die Synode, auf Anfrage sogenannte Kasualgottesdienste durchzuführen. Damit soll es auch Menschen, die keine Kirchen-Mitglieder sind, ermöglicht werden, große Feiern von wichtigen Lebensabschnitten in einem Gotteshaus abhalten zu dürfen. Bei rechtlicher Kritik können Lindner und Lehfeldt also auf diese Entscheidung hinweisen.

Die kirchliche Trauung von Christian Lindner und Franca Lehfeldt sorgt bei vielen für Unverständnis.  picture alliance / Kontributor@Getty Images

Trotzdem ist Käßmann unzufrieden. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche findet: "Hier ging es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse. Dazu aber sollte sich unsere Kirche nicht hergeben." Deswegen ruft sie dazu auf, nach der Hochzeit des FDP-Chefs die Regeländerung von 2020 zu überdenken und gegebenenfalls wieder aus der Welt zu schaffen:

Gibt es da eine Rechtslücke, sollte die schnellstmöglich geschlossen werden. Sonst degradieren wir unsere traditionellen Räume, in denen Christen Gott die Ehre geben, zu billigen Eventlocations.

Traumhochzeit sorgt für Empörung

Obwohl von offizieller Seite gestattet, teilen viele Käßmanns Meinung, die Trauung des prominenten Paares sei für den kirchlichen Rahmen unpassend. So zum Beispiel auch Ethikprofessor Mathias Wirth, der die Hochzeit im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger missbilligt. "Es ist eine wenig sozial- und moralsensitive Luxus-Trauung eines Ministers, der zeitgleich die Hartz-IV-Sätze für Langzeitarbeitslose kürzen will", fasst er das umstrittene Event zusammen.

Zu den lautstarken Vorwürfen haben sich Lindner und Lehfeldt nicht geäußert. Immerhin haben sie bis zuletzt noch ihre Flitterwochen auf Sylt verbracht. Erst so langsam werden sie wieder vom stressigen Berufsalltag eingeholt.

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