Integrationsproblem: Denken zu viele Muslime wie Mesut Özil?

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Spiegelt ein Fußballländerspiel wider, dass wir in Deutschland ein Integrationsproblem haben? Denken wirklich viele junge Muslime wie Mesut Özil?

Das Freundschaftsspiel Deutschland - Türkei sollte am vergangenen Wochenende in Berlin ein tolles Erlebnis werden. Doch dann kommt Unmut auf - auf beiden Seiten. Angefangen hat es damit, dass die deutsche Elf mit einem gellenden Pfeifkonzert der türkisch- (stämmigen) Fans gnadenlos ausgepfiffen wurde. Da kommen bei so manchem Kommentator berechtigte Fragen auf. Wie steht es eigentlich mit der Integration gerade junger Männer mit Migrationshintergrund? Hat die deutsche Politik versagt? Und was hat Mesut Özil mit alledem zu tun?

Kann man ein Fußballländerspiel wirklich als Integrationsmesser anwenden?

Wer es im TV oder live im Stadion in Berlin miterlebt hat, weiß, dass der Redakteur der Berliner Morgenpost, Sinan Sat, sicherlich eine berechtigte Frage stellt. Die Anhänger:innen der türkischen Nationalmannschaft haben nach Ansicht Sats die geltenden Grundwerte der deutschen Gesellschaft nicht akzeptiert.

Ist das wahr? Kann man ein Fußballspiel als Ausdruck von Nicht-Integration werten? Oder ist es einfach plumper Fußball-Enthusiasmus? Und kann man diese Fan-Reaktion tatsächlich gleichsetzen mit der doch wesentlich klarer ausgedrückten Meinung des Fußball-Stars Mesut Özil?

Kann man Ilkay Gündoğan mit Mesut Özil vergleichen?

Sinan Sat fordert, dass diejenigen, welche in Deutschland leben, die geltenden Grundwerte zu akzeptieren haben. Dagegen ist nichts einzuwenden. Das nennt man Integration. Sat stellt auch einen Vergleich zwischen Mesut Özil und İlkay Gündoğan an.

Gündoğan wird mit der ganzen deutschen Mannschaft ausgepfiffen, obwohl und gerade, weil er die Kapitänsbinde trägt?! Mit Mesut Özil verbindet Gündoğan, dass beide dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan 2018 ein Trikot mit der Aufschrift „Mit Respekt für meinen Präsidenten“ überreichten. Nach der heftigen Kritik hierfür rudert nur Gündoğan zurück. Özil schlägt hingegen eine andere Richtung ein.

Ist die Integrationspolitik Deutschland komplett falsch?

Gerade fordert der bayrische Ministerpräsident Markus Söder laut dem Merkur, dass die zu uns kommenden Migranten unsere "Leitkultur" zu akzeptieren haben. Dies ist nicht neu, aber nun steht es wieder ganz oben auf der Agenda. Die Forderungen gehen noch weiter.

Die CSU fordert auch härtere Sanktionen gegen Antisemiten. Bayern-Star Noussair Mazraoui soll nach einer pro-palästinischen Aussage nach Wunsch der CDU sogar ausgewiesen werden. Aber nicht nur die CSU/ CDU fordert ein Umdenken in der Integrationspolitik in Deutschland.

Mesut Özil hat kein Verständnis an der Kritik „seines Präsidenten“

Gerade erst war viel Wirbel um Mesut Özil und sein Tattoo der „grauen Wölfe“, welches er stolz präsentierte. Özil hat im Gegensatz zu Gündoğan keinerlei Verständnis an der Kritik „seines Präsidenten“ Recep Tayyip Erdogan. Özil fühlte sich Rassismus ausgesetzt und bevormundet. Er zog die Konsequenzen.

Özil verlässt damals die deutsche Nationalmannschaft und geht in die Türkei. So wie er scheinen viele Deutschtürken das Gefühl zu haben, Deutschland wolle ihnen aufzwingen, was richtig und was falsch sei. In diesem Zusammenhang werden Fragen nach Identität und Selbstreflexion gestellt.

Man sollte aus einer Minderheit keine Verallgemeinerung machen

Deutschtürken, die die deutsche Leitkultur nicht in vollem Umfang leben, gibt es. Aber was ist mit den vielen abertausenden perfekt integrierten Menschen mit Migrationshintergrund? Die fallen in der Betrachtung des Redakteurs Sinan Sat aus dem Blickfeld. Deutschland hat wie viele Länder dieser Erde ein Problem mit Migranten, welche mit der Leitkultur ihrer neuen Heimat Schwierigkeiten haben.

Hier sind der Staat und die Politik gefragt. Kommunikation ist hier das Mittel der Stunde. Zuwanderer müssen unsere Werte akzeptieren. Und wir müssen akzeptieren, dass wir ihnen nicht die Identität vorschreiben können.

© Photo by Alexander Hassenstein@Getty_Images

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